Banden bilden - Kurzdoku über minha galera
film by Hannah Baldauf
music by Valentin Idel
Einst stand sie da, eine löchrige Halle, ohne Heizkörper, ohne Sanitäranlagen, ohne Inhalt. Treu bewohnt von Rattengroßfamilien mehrerer Generationen, stetig tanzenden Staubpartikeln und Geschichten, die so tief liegen, wie das Teeröl im Fundament und noch weiter zurückreichen als die Historie des benachbarten Familienwurstunternehmens.
Wer die heiligen Hallen je betreten hat, kam in den vollen Genuss dieser einmaligen Fusion aus dem was schon da war und dem was hinzugefügt wurde. Ein wahrlich gefüllter Ort, an dem spürbar ist, dass nichts unversucht gelassen wurde und doch können wir an diesem scheinbar unattraktivsten Ort, in einem 15,75 km weiten Radius um Köln, nicht bleiben.
Also ziehen wir nach 3 Jahren nun eine Bilanz, die es in sich hat:
Von unerschütterlichem Kampfgeist, gemeinschaftlicher Zufriedenheit, Freude, Mut und Willenskraft, über strukturelle Enttäuschung, hin zu Wut, Verzweiflung und Erschöpfung, war alles dabei. Und trotz oder gerade wegen allem bleibt die Überzeugung in eine bessere, faire und lebenswerte Zukunft.
Denn: What doesn’t kill you makes you stronger, ist nicht nur die Devise der Corona-Mutanten, es beschreibt eben diesen Kampfgeist, der Menschen auf die Straßen treibt, sich auflehnt, Widerstand leistet und uns im Kampf gegen bürokratische Sinnlosigkeiten und politische Ohnmacht wappnet. Utopien sind nicht nur möglich, sondern absolut notwendig - und diese Halle in Hürth ist und war Beweis genug für diese mutige Behauptung.
Neben all dem pain in the ass: haben wir sehr viel gelacht, getanzt und ausgelassen gefeiert, gelernt, pleniert und organisiert. OHHH, haben wir viel gerödelt und getüftelt. OHH so viele Menschen haben diesen Ort gefunden und entdeckt, so viele laue Sommernächte und Kaltgetränke wurden geschmeckt. Und: OH wie sind wir doch daran gewachsen! Danke dafür!
Con te partirò oder wie Andrea Bocelli und Sarah Brightman es einst interpretierten:
Time to say goodbye
Horizons are never far
Would I have to find them alone?
Never, ever, alone, ist unsere Antwort. Allein wären die letzten 3 Jahre niemals möglich gewesen und allein werden auch die nächsten Jahre nicht möglich sein. Shit‘s not gonna change without all of us, Leute. Wer sich kritisch mit der Gesellschaft auseinandersetzt, spürt recht schnell, dass dieses Gebilde sehr komplex ist und viele Teilbereiche, Zusammenhänge sowie Abhängigkeiten hat.
Es braucht Zukunftsbilder, um Zukunft zu gestalten. Packt die Stifte aus, jetzt wird gebastelt.
Experiment Hürth, nimmt nun langsam ein Ende (gefolgt von einem Knall - Spoiler!). Wir möchten jedoch weiter erproben, wie neue Utopien aussehen können und dafür brauchen wir eine neue Brutstätte.
Um ein bisschen besser verstehen zu können, was wir machen und warum wir es so machen, hat Hannah einen kleinen Film gedreht.
Schaut ihn euch an und kramt in euren Köpfen, Kisten und Kontakten noch ein letztes Mal nach solch einem Ort, einer alten Werkstatt, einer leeren Halle. Ein weiterer Aufruf geht raus an alle Detektive und Spaziergänger:innen, an alle Radler:innen und Hinterhof-Spürnasen - falls ihr mit guten Neuigkeiten zurückkehrt, schickt uns eine Taube an kontakt@minhagalera.de.